Oder: die Krux studentischer Online-Aktivitäten
In meiner Zeit als Ökotrophologie-Student an der Justus-Liebig-Universität Gießen war ich in der Fachschaft, vom ersten Semester (1994) bis zum letzten (2001). Zu der Vertretung studentischer Interessen gehörte auch die Zusammenarbeit mit anderen Fachschaften, die im deutschsprachigen Raum über Bundesfachschaftentagungen abläuft.
FrüherTM wurden also Briefe geschrieben, an alle Fachschaften geschickt und auf Antwort gewartet. Das funktionierte ganz gut, bis dann das Internet und die Möglichkeit der digitalen Kommunikation kamen; ab 1996 hatten die Fachschaft und ich eine eigene Uni-Mail-Adresse, nach und nach gab es dann auch Webseiten der studentischen Organisationen, die alle von Hand gemacht waren. Auf diese Weise wanderte die Symbiose (so heißt die Bundesfachschaftentagung für die Fächer Agrar-, Haushalts- und Ernährungswissenschaften seit 1993) von hier nach dort, eine virtuelle Heimat hatte sie nie. Nach meinem Diplom-Abschluss schied ich natürlich aus der Fachschaft aus und übergab die Pflege deren Website an die nächste Generation. Weil mir die Symbiose am Herzen lag, reservierte ich die Domain symbiose.de (die damals tatsächlich noch frei war) und veröffentlichte alle Informationen, derer ich habhaft werden konnte: Protokolle, Einladungen, Fotos, Beschlüssen – ein riesiges Archiv entstand, das durch die öffentliche Symbiose-Mailingliste (ebenfalls mit Archiv) ergänzt wurde. Weil durch die Treffen auch einige Freundschaften entstanden waren, fuhr ich auch als Nicht-Student noch ein paar Mal auf Symbiose, aber irgendwann pflegte ich „nur noch“ die Website. Das klappte wunderbar, da jede Symbiose ein Sprecher-Paar wählte; diese schickten über die Mailingliste oder mir persönlich die Unterlagen und ich stellte sie online. Bis 2012, dann riss der Kontakt ab, weder die Mailingliste noch die Website wurden mehr benutzt.
2015 schrieb mir ein Student eine kurze Mail mit dem folgenden Kernsatz:
Nach langer Diskussion und zwei Abstimmungen zum Thema Zukunft der Webpräsenz der Symbiose wurde beschlossen, die Website symbiose.de vom Netz zu nehmen.
Das war’s. Weitere Nachfragen blieben unbeantwortet, bis ich dann ein Jahr später die nächste Symbiose anschrieb und um eine Überdenkung der Entscheidung bat. Das Ergebnis:
das Thema der Webpräzenz [wurde] noch einmal aufgegriffen und noch einmal bestätigt, dass wir uns gerne auf die sozialen Medien fixieren würden.
Deswegen ist der Versuch, durch eine kontinuierliche Betreuung eine Web-Präsenz für eine durch hohe Fluktuation gekennzeichnete Studierenden-Organsisation wie eines Fachschaftentreffen zu schaffen, ganz offenkundig gescheitert und ich habe heute die Seite vom Netz genommen.
Die Geschichte ist aber noch nicht ganz zu Ende: während all der Jahre kam es immer wieder vor, dass mich als Webmaster E-Mails an @symbiose.de erreichten, die eigentlich an @symbiose.com gerichtet waren. Die Software Symbiose GmbH habe ich auf diese Weise regelmäßig mit Irrläufern versorgt, und so entstand eine Art Vertrauensverhältnis mit dem Bayreuther Unternehmen. Als ich nun vor der Frage stand, was ich mit meiner Domain symbiose.de machen sollte, fiel mir die Wahl leicht: ich gab sie an die weiter, die sie offenkundig wirklich brauchen können. Und deswegen zeigt symbiose.de seit heute auf symbiose.com.