Ich bin ein Zeitungsliebhaber, jawohl: gedruckt soll es sein, fingerschwärzend und rascheld. Doch bis auf wenige Ausnahmen kämpfen genau diese Zeitungen mehr oder weniger verzweifelt um’s Überleben in der (neuen) Medienwelt. In den letzten Tagen gab es ein paar sehr interessante Beiträge zum Thema. Das abstruseste zuerst: US-Medien suchen verzweifelt Geschäftsmodell aus ZEIT ONLINE:
„Der Verleger der «New York Daily News», Mortimer Zuckerman, glaubt, den Stein der Weisen zur Rettung der US-Zeitungen gefunden zu haben: Der Kongress soll den Verlagen erlauben, ihre Web-Portale als Kasinos – mit Glücksspielen und Wetten online – zu nutzen. «Das würde jede Zeitung in Amerika retten», sagte Zuckerman der Zeitschrift «Forbes».“
Thomas Knüwer, Handelsblatt-Autor und gleichzeitig Blogger beschäftigt sich in beiden Medien mit dem Thema: In Zeitungskrise: Wie die Zukunft der Zeitungen aussehen soll unternimmt Knüwer zusammen mit Hans-Peter Siebenhaar eine Reise zu Zeitungshäusern in der Welt und kommt zum Fazit:
„Über kurz oder lang können die hochqualitativen Informationsangebote im Internet nur überlegen, wenn sie neue Erlösquellen finden – also doch „Paid Content“. Die meisten Experten geben nur hochspezialisierten, exklusiven Informationen eine Chance, um im Netz Geld zu verdienen.“
Rupert Murdoch war es, der angekündigt hat, bis zum nächsten Sommer für alle seine Websites Geld zu verlangen. Und das ist ja nicht irgendwer. In der Folge hat sich Knüwer in seinem Blog Gedanken gemacht, wie und ob das wohl geht: Ein Versuch über die Ökonomie journalistischer Inhalte:
„Auf Dauer sehe ich wegen all dem nur zwei – nicht wie bei der BWL drei – Positionierungen für journalistische Inhalte, die eine Refinanzierung liefern werden: 1. Preisführer […] 2. Nischenanbieter“
Natürlich denkt man drüber nach: würde ich im kostenlosen Internet, wo ich lediglich zum Online-Shopping Geld mitbringe, für Inhalte bezahlen? Die lokale Tageszeitung hat zum Beispiel ihr Archiv monetarisiert. Ich habe es vorher regelmäßig benutzt, den Schritt zutiefst bedauert, aber noch keinmal danach für’s Nachschlagen bezahlt. Einen anderen Weg geht die Lokalzeitungs-Gruppe im Nachbarkreis: die haben quasi gar nichts mehr online und werben für Ihr E-Paper. Die Folge: ihre Artikel erscheinen in keiner Suche mehr und ich besuche die Website nicht mehr. Klar, einerseits sollen, nein, müssen die Inhalte in’s Netz. Zeitnah. Am besten noch vor der Printausgabe. Andererseits zahlt dort (noch) niemand dafür. Warum sollte man sich also die Finger schwarz machen? Interessant ist auch die Debatte im Weblog: Die Haptik wird hier als Argument genannt und da kann ich voll zustimmen. Ich will einen Artikel ausschneiden können zum Aufheben, es fühlt sich anders an, ob man Seiten blättert oder mit der Maus scrollt. So könnte ich mir derzeit noch nicht vorstellen, „meine“ Tageszeitung auf einem E-Paper zu lesen. Egal, wieviel (weniger) das kostet oder wie das aussieht… Aber vielleicht sind Zeitungsliebhaber Auslaufmodelle?